Wer schon einmal in Bhutan war hat vielleicht wie ich dieses nahezu fassungslose Staunen empfunden, wenn man – wohin man auch blickt – in jede Richtung entlang der Straßen an den Berghängen nur Wald sieht – Wald – Wald und nochmals Wald. Das sind Flächen unglaublichen Ausmaßes, die 70% Bhutans bedecken.
Die landschaftlichen Vielfalt...
mit den daraus resultierenden unterschiedlichen Klimazonen bieten Lebensraum für eine unglaubliche Fülle verschiedener Tier- und Pflanzenarten. Dieser Lebensraum ist noch dazu durch den intensiven Natur- und Landschaftsschutz in weiten Teilen naturbelassen und oft sogar gänzlich unberührt. Dadurch hat sich hier ein Öko-System entwickeln und vor allem erhalten können, das seinesgleichen auf der Welt sucht. Bhutan gehört zu einem der ganz wenigen Ländern, in dem sich noch der gesamte Artenbestand erhalten konnte. Noch keine der zahlreichen Tier- und Pflanzenarten ist in jüngerer Zeit durch Umwelteinflüsse verschwunden.
Pflanzen-Vielfalt
Bisher sind 5.500 verschiedene Pflanzenarten in Bhutan registriert worden (…zum Vergleich dazu sind es in Deutschland auf neunmal größerer Fläche gerade einmal 4.500…). Dabei ist die Pflanzenwelt in vielen Landesteilen bisher noch gar nicht systematisch erfasst worden und so werden regelmäßig immer noch neue Arten entdeckt.
Bhutan läßt sich grob in drei große Vegetationszonen einteilen. Im Süden des Landes entlang der Grenze zu Indien finden wir den schmalen Streifen des tropischen bis suptropischen Tieflandes auf Höhen von 100 bis ca. 1.000 m. Nördlich davon schließt sich die gemäßigte Zone Zentralbhutans an mit Höhen von 1.000 bis 4.000 m und hoch im Norden schießt sich die hochalpine Zone entlang der tibetischen Grenze an, die bis über 7.000 m hoch aufragt.
Entsprechend der Vegetationszonen fiinden wir natürlich auch korrespondierende Klimazonen in Bhutan.
Im einzelnen auf verschiedene Tier- und Pflanzenarten einzugehen würde den Rahmen dieser Seite bei weitem sprengen. Dafür gibt es ausführliche weiterführende Literatur, die für Interessierte sehr empfehlenswert ist.
Bis heute leben in Bhutan noch alle ursprünglichen Tierarten. Das läßt darauf schließen, das die entsprechenden Lebensräume noch weitgehend unberührt von menschlichen Einflüssen geblieben sind. Das Jagdverbot auf Wildtiere wird zwar nicht immer und überall von der Bevölkerung eingehalten, aber die Folgen scheinen bis heute keine großen Auswirkungenn zu haben. Deshalb gibt es hier noch Tierarten, die in den Nachbarländern schon sehr selten geworden oder sogar verschwunden sind.
Säugetiere in Bhutan
Über 100 verschiedene Säugetierarten wurden bisher in Bhutan entdeckt. Im tropischen Süden gibt es noch die sehr selten gewordenen Wildelefanten, Panzernashörner, Tiger und Leoparden. In den letzten Jahren werden vermehrt Fotofallen aufgestellt, die einen kleinen Einblick gewähren, welche Raritäten und heimlich lebenden Tierarten in den unberührten Wäldern Bhutans heute noch unterwegs sind. So wurde z.B. die äußerst scheue Goldkatze gesichtet. In der gemäßigten Zone Zentralbhutans leben verschiedene Hirscharten, Wildschweine, Wölfe und als absolutes Highlight – der rote Panda.
Bhutan gehört zu den wenigen Ländern – oder ist vielleicht sogar das einzige Land – in dem es in der alpinen Zone des Himalaya noch eine gesunde Population von Schneeleoparden gibt. Außerdem leben hier Wölfe, Weißlippenhirsche, Axishirsche, Blauschafe, das Muntjak und das äußerst seltene Takin, das Nationaltier von Bhutan.
Ein Takin in freuer Wildbahn zu sehen ist für Einheimische und Touristen in Bhutan so gut wie unmöglich. Lediglich auf den Trekkingtouren in den hohen Norden in wirklich abgelegenen Regionen könnte dies gelingen. In Thimphu gibt es deshalb das Royal Takin Preserve, in dem einge der Tiere leben und sogar gezüchtet werden konnten. So haben die Bhutaner und auch Besucher die Möglichkeit, dieses interessante Tier, das aussieht wie eine urige Mischung aus Ziege und Kuh zu bewundern. Auf meiner Bhutan-Reise 2018 (11. Tag) habe ich die Gelegenheit genutzt, auch das Royal Takin Preserve in Thimphu zu besuchen.
Die Vogelwelt in Bhutan...
ist ein weiteres Highlight, das seinesgleichen sucht. Fast 700 verschiedene Arten wurden bisher gesichtet (…zum Vergleich dazu wurden in ganz Nordamerika gerade einmal etwa 800 entdeckt…). Dabei kommen 221 ausschließlich in Bhutan vor. Das ist der höchste prozentuale Anteil an endemischen Vogelarten in einem kontinentalen Land. Lediglich auf Inseln findet man u.U. eine noch größere Anzahl.
464 Vogelarten leben das ganze Jahr über in Bhutan, während es sich bei den weiteren Arten um Zugvögel handelt. Einige Vogelarten entfliehen dem kalten Winter im bhutanischen Himalaya und ziehen in Richtung Süden nach Indien.
Das macht Bhutan zu einem Paradies für Vogelbeobachtungen. Ornithologen und Vogelfreunde aus der ganzen Welt kommen immer wieder hierher, um die vielen seltenen Vogelarten zu sichten.
Die seltenen Schwarzhalskraniche
Einige Vogelarten kommen im Winter aus dem noch kälteren Tibet nach Bhutan, um hier zu überwintern. Dazu gehören die inzwischen sehr selten gewordenen Schwarzhalskraniche, die sich im Phobjiekha-Tal und in Bomdeling anscheinend sehr wohl fühlen. Weltweit gibt es nur noch sehr wenige dieser wunderschönen bis zu 1,20 m großen Vögel. 5.600 bis maximal 6.000 dieser grazilen Schwarzhalskraniche soll es nur noch geben. Deshalb ist es etwas ganz besonderes sie zu sehen.
Auch für die Bhutaner ist die jährliche Wiederkehr der Schwarzhalskraniche ein besonderes Ereignis, das groß mit dem Kranich-Fest, dem "Black Necked Crane Festival" im gefeiert wird. Dieses Festival hat einen festen Platz im Herbst mitten zwischen den Klosterfest-Terminen. Diesem wirklich gelebten Umwelt- und Naturschutz begegnet man in Bhutan immer wieder.
Im Phobjiekha-Tal teilen sich Mensch und Tier die Recourcen. In den sumpfigen tiefergelegenen Talregionen haben die Schwarzhalskraniche ihr Refugium. Hier finden sie ausreichend Nahrung und bleiben von den Einheimischen weitgehend unbestört. Lediglich die etwas höher gelegenen Tal-Gebiete werden für die Landwirtschaft genutzt.
Auf meiner Bhutan-Reise 2018 (19.-20. Tag) hatte ich beim Besuch des Phobjiekha-Tales im Dezember selbst das große Glück, die majestätischen Schwarzhalskraniche im zu sehen. Zwei Jahre vorher hatte ich sie zum allerersten Mal in freier Natur gesehen. Das war auf meiner Indien-Reise 2016 - am 20. Tag im nordindischen Himalaya in Ladakh auf dem Weg vom Hochgebirgs Tso Moriri zum Tso Kar. Wenn Dich meine Reise-Erlebnisse dazu in Wort und Bild interessieren so folge einfach den vorhergehenden Links.